Oberammergau und seine Passionsspiele 1922

Oberammergau und seine Passionsspiele 1922

Oberammergau im Jahr 1922, der Münchner Hofphotograph Henry Traut und sein Lehrling Fritz Grabsdorf kommen mit dem Zug aus München am Bahnhof in Oberammergau an.

Der Lehrling fragt erstaunt, was das für eine große, graue Wand sei? „Das sind die Alpen“, antwortet Traut trocken.

So oder so ähnlich begann die Entstehungsgeschichte der Fotografien von den 31. Passionsspielen in Oberammergau im Jahr 1922.

Traut, der Münchner Kunst- und Hoffotograf, fotografierte die Passionsspiele 1910 und 1922. Seine wegweisenden Fotografien der Passionsspiele wurden u. a. für die damals sehr beliebten Postkarten, zur Pressearbeit, für Werbezwecke und für Buchproduktionen verwendet.

Ungefähr 60 Abzüge der Fotografien blieben im Besitz von Fritz Grabsdorf, dem Uronkel des Galeristen Gerhard Grabsdorf. Die Abzüge sind teilweise mit handschriftlichen Anmerkungen Trauts versehen und dienten augenscheinlich zur Auswahl der weiter zu verwendenden Aufnahmen.

In der Ausstellung werden digital aufgearbeitete Reproduktionen der Fotografien gezeigt, die auch auf als NFTs auf OpenSea erhältlich sind. Es erscheint ein unendlicher Kalender mit 13 Motiven aus dem Bestand.

Special Guest: Nikolaus Keller. Der Münchner Künstler zeigt mit trockenem Humor Figuren und Bilder seiner Heiligen. Unzählige Ausstellungen, Kunstprojekte und -Aktionen sowie die vielen von ihm (mit-) gestalteten Cafés, Bars und Clubs machen ihn in München zu einer lokalen Größe. Mit dem Urgroßvater als Kirchenbildhauer ist er quasi familiär vorbelastet für diese Ausstellung.

Oberammergau und seine Passionsspiele
Um der wütenden Pest ein Ende zu setzen, legten die Oberammergauer 1633 das Gelübde ab, alle 10 Jahre die Geschichte der Passion Jesu aufzuführen, wenn es keine Pesttoten gibt. Da ihr Gelübde erhört wurde, finden die Passionsspiele seit 1634 statt.

2020 mussten sie bedingt durch Corona ausfallen und wurden in das Jahr 2022 verschoben.

Ironie des Schicksals: Eine ähnliche Situation wie vor 100 Jahren. Bedingt durch die Auswirkungen des 1. Weltkrieges mit vielen verwundeten und gefallenen Musikern und Mitspielern wurden die Passionsspiele 1920 abgesagt und auf 1922 verschoben.

Passionsspiele 1922
Spielleiter: Georg Johann Lang (1889–1968)
Besucher: 311.127, davon ca. 100.000 aus dem Ausland
Prominente Besucher: u. a. Giacomo Puccini, Joachim Ringelnatz, der spätere Papst Pius XII., Herbert Hoover
Weitere Informationen zu den Passionsspielen, online unter https://www.passionsspiele-oberammergau.de/

Hofphotograf Henry (Heinrich) Traut (1857 – 1940)

Der Münchner Kunstfotograf fotografierte die Passionsspiele 1910 und 1922. Seine Fotografien der Passionsspiele wurden – teils nachkoloriert – für Postkarten, Werbezwecke und zur Buchproduktion verwendet.

Sein Atelier hatte er in der Herzog-Wilhelm-Str. 32 und später in der Brienner Str. 56 in München. Er hatte als Portraifotograf einen guten Ruf und fotografierte Persönlichkeiten aus Kunst, Politik und dem Adel. Er beschäftigte sich auch ausführlich mit wissenschaftlicher Fotografie und war außerdem Inhaber der Firma Traut die Fotoapparate und -Zubehör (Elektra, Simplicissima, Traut Simplex) herstellte und die sich später auf Spezialgeräte für Fotografie und Reproduktion spezialisierte.

 

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