München Kalender 2023

Kalender München in den 30er bis 60er Jahren

Für das Jahr 2023 publiziert die Galerie Grabsdorf – auf vielfachen Wunsch – noch einmal einen Kalender mit historischen Münchenfotografien von Herbert Wendling aus den 30er bis 60er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Motive

Titelblatt
Der Schutzmann Rudi Fischalek regelte am Stachus auf dem Podest vor dem Kaufhof den Verkehr zwischen Bayer- und Sonnenstraße. Die Aufnahme stammt vermutlich aus der Vorweihnachtszeit 1963. Damals war es noch üblich, den dort stehenden Polizisten Päckchen mit Weihnachtsgeschenken an das Podest zu legen.

Januar
Der Viktualienmarkt mit der Nordsee im Morgennebel Anfang der 50er Jahre.

Februar
Die neugotische Mariahilfkirche, hier von der Quellenstraße aus gesehen, mit den Herbergshäusern am Hang links im Bild und dem noch breiten Auer Mühlbach war ein beliebtes Motiv bei Fotografen.

März
Bürgerhäuser an der Quellenstraße 51 bis 53 unterhalb der Hochstraße. Sie standen noch bis in die späten 1950er Jahre.

April
Ein Ford 12 oder 15 M und ein Borgward Isabella parken ungefähr auf Höhe der Hausnummer 23 in der Sendlinger Straße. Auf dem um 1954 entstandenen Bild sind links, neben den beiden mehrstöckigen Neubauten aus den frühen 1950er Jahren, noch die Behelfsbauten mit einer Spaten-Straßenschänke zu erkennen.

Mai
Der Blumenmarkt auf dem Viktualienmarkt Ende der 1950er Jahre. Heute steht hier die wieder errichtete Schrannenhalle an der Prälat-Zistl-Straße.

Juni
Schlange (Sinnbild für die Ketzerei) an der Mariensäule. Im Hintergrund das Alte Rathaus vor dem 2. Weltkrieg.

Juli
In den 1950er Jahren wurde der starke Verkehr am Stachus noch von Verkehrspolizisten und nicht durch Ampeln geregelt. Typisch für diese Zeit ist der Mix an Vorkriegsfahrzeugen, VW-Käfern, Motorrädern und Fahrrädern. Trambahnen waren und sind ein wichtiges und viel genutztes Verkehrsmittel. Die Kuppelspitze des Justizpalasts ist noch nicht wieder in den ursprünglichen Zustand gebracht worden.

August
Dacharbeiten am Paulanerplatz in der Au. Der altersbedingt schlechte Zustand der Herbergen in der Au erforderte ständige Instandhaltungsarbeiten.

September
Hühnerbraterei auf dem Oktoberfest

Oktober
Familienspaziergang in Schwabing. Herbert Wendlings Ehefrau, seine Tochter, der Schwiegersohn und der Enkel im Kinderwagen. Die Fahrradhandlung Max Fertl war damals in der Marschallstraße 3, um 1952.

November
Der Blick über die Schulter des Moriskentänzers aus dem Glockenspiel im Rathausturm zeigt noch die alte, weit in den Marienplatz reichende Baulinie der gegenüberliegenden Gebäude. Das Bild dürfte zwischen 1933 und 1934 aufgenommen worden sein.

Dezember
Das Alte Rathaus noch ohne den sogenannten Talburgturm in den 50er Jahren

Der Kalender

  • 13 historische schwarz-weiße und farbige Aufnahmen aus München
  • Fotografien: Herbert Wendling
  • Größe: DIN A3 (29,7 x 42 cm)
  • Preis: EUR 30,00 (seit Jahren konstant!)
  • Limitierte Stückzahl

Bezugsquellen

Der Kalender ist direkt in der Galerie Gerhard Grabsdorf erhältlich oder auf der Galerie-Homepage www.grabsdorf.de.

Herbert Wendling, der Stadtfotograf

Herbert Wendling wurde 1902 in Weinheim an der Bergstraße geboren. Im Alter von zwölf Jahren kam er nach München wo er bis zu seinem Tod 1970 lebte.

Zeit seines Lebens war die Stadt und Straße eine seiner Vorlieben. Bei seinen Touren durch die Viertel Münchens fotografierte er die verschiedensten Orte und das sich dort abspielende Leben. Dabei entstanden u. a. außergewöhnliche Fotoserien über München in der Vor- und Nachkriegszeit bis Ende der sechziger Jahre.
Die Fotografien geben einen Einblick in den Wandel der Stadt über die Jahrzehnte. Klar wird dabei auch, dass „die gute alte Zeit“ nicht so schön war, wie sie in unseren Vorstellungen erscheint. Die Bilder, z. B. aus der Au, zeigen ärmste Verhältnisse, so wird die Wäsche noch händisch im Auermühlbach gewaschen. Die Häuser wirken oft heruntergekommen.

Es gibt so gut wie keine Informationen, wann die Fotografien aufgenommen wurden, kaum Informationen zu den Orten oder helfende Notizen. Wenn es Informationen zu einem Bild gibt, dann meist nur zu Kamera, Objektiv und Belichtungszeit.
Besonders interessant sind die Geschichten und Erinnerungen welche die Fotografien bei den Besuchern der Ausstellungen mit Werken von Herbert Wendling hervorbringen. Es ist immer wieder äußerst spannend und interessant, was gerade ältere Besucher aus ihrer Vergangenheit erzählen. Oft sind es Geschichten aus der Familie und der Kindheit, z. B. das unbeaufsichtigte und freie Spielen auf den Trümmergrundstücken nach dem Krieg. Nicht nur durch noch vorhandene Munitionsreste mehr als nur ein „Abenteuerspielplatz“ für die Kinder und Jugendlichen damals.

Sie erzählen von Lokalen auf der anderen Straßenseite wo sie für ihren Vater das Bier geholt haben, wo die Tante wohnte, die erste Wohnung war, sie als Kinder gespielt haben, an den Kramer der immer Süßigkeiten verschenkte, von abenteuerlichen Trümmergrundstücken, an den Großvater und Onkel, die in einer der Herbergen der Au wohnten und arbeiteten. Und vieles mehr …

Alters unabhängig ist jedoch das Gefühl, dass sich die Entwicklung der Stadt nicht zum Besseren gewandelt hat. Nach der Zerstörung durch den Krieg wird die Utopie der autogerechten Stadt und die Überlassung der Stadtentwicklung an Investoren und die damit verbunden viel genannte Gentrifizierung von der Mehrheit schmerzlich wahrgenommen und beklagt. Einzig die Entwicklungen zur Olympiade 1972 werden positiv bewertet.