Im Dialog mit dem nicht Machbaren
In der Bildwelt wie im Leben gibt es nichts Geringes. Das kleinste Teil hat eine Funktion und ist gleichwertig mit allen anderen Teilen, unabhängig von Größe und Gehalt. Ähnlich wie in der Musik, wo der Ton einer Triangel nur kurz ins Spiel kommt, aber einen Stellenwert hat, auf den die Komposition nicht verzichten kann. Alle Teile sind im Dialog miteinander. Wir schauen, wie aus der Vielfalt unendliche Varianten entstehen. Wir lassen zu, was stärker ist als unsere Absicht. Mit Absichten und hartem Wollen verfehlen wir meistens das Geheimnis einer echten Wirkung.
Es sind die Eigenarten der Dinge, die sich auf einem anderen Weg finden als unser Ich es will. Unser Leben ist von Vorurteilen besetzt, und oft stehen wir dem im Wege, was sich aus einer inneren Notwendigkeit zusammenfindet. Uns bleibt genug zu tun, wenn wir dem schöpferischen Prozess die Mittel zur Verfügung stellen, die den Prozess ermöglichen. All unser Können allein würde nicht reichen, um der Linie des Findens auf die Spur zu kommen. Im Nicht-Machbaren liegt das Geheimnis einer echten Wirkung. Das Spiel mit den Fragmenten und Fundstücken ist faszinierend, weil die Dinge im Dialog miteinander Konstellationen und Wirkungen erzeugen, die uns zum Wegweiser werden. Kunst wird zum Gleich-nis und lässt Rückschlüsse auf unser Leben zu.
Meine Bilder illustrieren keine Themen, sondern äußern sich in Form einer frei gestalterischen Zeichensprache. Was latent in den Bildern an Inhalten vorhanden ist, muss nicht zwangsläufig so gelesen werden. Ähnlich wie in der Musik ist der Betrachter in der etwas paradoxen Situation, sich als Entdecker zu bemühen und seinen Assoziationen zu vertrauen, die natürlicherweise bei jedem unterschiedlich sind. Daher haben meine Bilder auch keine Titel. Wenn der Prozess verbindliche Formen hervorbringt, wie Figuratio-nen, Landschaften oder Köpfe, so nur auf gleiche prozesshafte Weise.
Ein Anliegen möchte ich zum Schluss nicht unerwähnt lassen: Da ich gerne in einer Gemeinschaft mit Menschen lebe, die auch wach, lebendig und kreativ sind, habe ich das Bedürfnis, das zu vermitteln, was ich erfahre und erlebe. Die schöpferischen Kräfte, die in jedem Menschen vorhanden sind, können Grenzen, die uns von außen gesetzt werden, überschreiten und Kräfte entwickeln, die sich gegen Fremdbestimmung, Verzweckung und Vernutzung wehren. Wenn wir uns in diesem Sinne mit der Kreativität befassen, haben wir die Chance, eine authenti-sche Persönlichkeit zu werden, die bis ins hohe Alter innerlich wach und lebendig bleibt.
Alfred Darda, 2014
“Meine Bilder entstehen im Dialog vor allem mit Gegebenheiten, die nicht machbar sind im konventionellen Sinne. Meist sind es Fundstücke, die ich verwende, die ihrem eigentlichen Zweck entronnen sind, die sich durch Verwitterung, Erosion und andere Naturprozesse in Poesie verwandelt, ich könnte auch sagen, in den Zustand der Unschuld zurückverwandelt haben. Ich integriere sie und mittels der Malerei entsteht ein partnerschaftliches Verhalten zwischen dem Unbewußten, dem Numinosen und meinem Bewußtsein. Ideal ist es, wenn durch diese Begegnung ein neuer Zustand entsteht. Der Dialog läßt neue Wirklichkeiten zu, die nicht von einseitigen Inhalten verdrängt werden. Ich möchte durch Zeichensprache ein aus meiner Sicht zentrales Thema unserer Zeit berühren. Der Mensch als Macher muß es wieder schaffen, der Natur als Ort mysteriöser Kräfte und Gesetzmäßigkeiten im Dialog zu begegnen, daß eine Partnerschaft entsteht, die lebenserhaltend ist. Der Prozeß des Dialogs wird zum Inhalt und Bilder werden zur Zeichensprache.”